In Deutschland leben 81 Libellenarten
aus 9 Familien, die in Groß- und
Kleinlibellen eingeteilt werden.
Abgesehen von der Größe haben
Kleinlibellen einen schlanker
anmutenden Körper als Großlibellen
und in Ruhestellung an einem Zweig oder Blatt sind ihre Flügel
zusammengeklappt, während Großlibellen ihre vier Flügel
auch im Sitzen ausgebreitet lassen.Das Leben der Libellen ist
an Wasser gebunden, da ihre Larven nur dort existieren
können. Diese leben räuberisch und ernähren sich zum
größten Teil von Larven anderer Insekten. Die Ansprüche an
den feuchten Lebensraum sind dabei
sehr verschieden. Die meisten
heimischen Libellenarten finden sich
an stehenden Gewässern wie
Tümpeln, Teichen und Seen. Kleiner
ist die Zahl der an das Leben an
Fließgewässern angepassten Arten. Die sauren, extrem
nährstoffarmen Moorgewässer bieten nur wenigen
Libellenlarven eine Existenzmöglichkeit. Für Reifung, Ruhe und
Jagd suchen die Libellen Orte, die ihnen Wärme, Schutz und
Nahrung bieten. Diese liegen oft weit abseits des Wassers.
Die Untersuchung der Libellenfauna ist eine aussagekräftige
Methode zur Beurteilung der ökologischen Auswirkungen von
wasserbaulichen Maßnahmen, da Libellen rasch auf
Veränderungen ihres Lebensraumes
reagieren. Libellen sind dem in der
Wasserrahmenrichtlinie (WRRL)
genannten Qualitätselement
Makrozoobenthos zuzuordnen. Ihre
Bedeutung als Bioindikatoren gründet
vor allem auf dem Zusammenhang zwischen dem Vorkommen
einzelner Arten(gesellschaften) und bestimmten
hydrologischen und morphologischen Lebensraum-
parametern. Aufgrund der Besiedlung verschiedener
Teillebensräume sind Libellen ausgezeichnete Zeiger für den
morphologischen Zustand der Gewässer und ihrer
Uferbereiche sowie der Wasser-Land-Vernetzung.
Alle Arten in all ihren Lebensformen und Entwicklungsstadien
unterliegen dem besonderen Schutz des Bundesnaturschutz-
gesetzes und der Bundesartenschutzverordnung, einige dem
strengen Schutz gemäß EU-Recht. Bei uns sind jedoch viele der
heimischen Libellenarten selten geworden. Zwei Drittel sind
gefährdet, ein Fünftel vom
Aussterben bedroht, zwei Arten
bereits ausgestorben. Ursache für
den Rückgang ist wie so oft die
Veränderung und Zerstörung der
libellentypischen Lebensräume.
Moore und andere Feuchtbiotope werden trockengelegt, von
Vieh zertreten, eutrophiert, zugeschüttet, Fließgewässer
begradigt und verbaut, Bäche und Gräben entkrautet und
entschlammt, Uferbereiche zerstört. Eine weitere Bedrohung
bildet die Klimaerwärmung mit der Folge zahlreicher
ausgetrockneter Gewässer.
Erfassungsmethodiken
Imagines
Einen Schwerpunkt der Erhebungen
stellt die Erfassung der
fortpflanzungsaktiven Imagines an
den Brutplätzen bei optimalen
Flugbedingungen dar. Die
Freilandexkursionen werden an warmen, windarmen
Schönwettertagen etwa zwischen 11 :00 und 16:00 Uhr
durchgeführt. Die Erfassung erfolgt entweder über
Kescherfang mit anschließender Bestimmung des lebenden
Tieres, über Sichtnachweise (auch mit Fernglas möglich) oder
über Belegfotos; bei der Bestimmung anhand von Fotos ist die
eindeutige Darstellung artspezifischer Merkmale am Bild
unabdingbare Voraussetzung. Die Beobachtung von
Paarungen, Eiablagen oder frisch geschlüpften Individuen mit
stark glänzenden Flügeln (der Glanz verliert sich innerhalb von
24 Stunden) gibt Anhaltspunkte auf die Bodenständigkeit der
jeweiligen Arten.
Exuvien
Die Aufsammlung von Exuvien gibt
wertvolle Hinweise über die
Bodenständigkeit der Arten, die
Populationsgröße, das
Geschlechterverhältnis der
geschlüpften Individuen und die Biologie der jeweiligen Arten.
Exuvien hängen oder liegen je nach Art und Örtlichkeit
senkrecht, schief oder waagerecht am oder auf dem Substrat –
an krautigen Pflanzen, Steinen, Mauern, Baumstämmen oder
auch auf schlammigem Boden.
Die Bestimmung der Exemplare auf Artniveau ist beim Großteil
der Fälle problemlos möglich. Quantitative Erhebungen von
Exuvien geben Informationen über die Zahl der an einem
Gewässer geschlüpften Individuen. Die Häute werden durch
Regen, Wind oder Wellenschlag zumeist innerhalb einiger Tage
von den Schlüpfsubstraten entfernt; insbesondere manche
Kleinlibellenarten schlüpfen nur wenige cm über der
Wasseroberfläche.
Larven
Eine weitere Möglichkeit ist das
Keschern nach Larven direkt im
Gewässer. Larvennachweise sind
ebenfalls sichere Belege für die
Fortpflanzung der Art im Gewässer.
Wie auch die Exuviensuche ist diese Erfassungsmethode nicht
von gutem, sonnigem Wetter abhängig wie die
Sichtbeobachtungen.
Libellen