Die Schmetterlinge werden bis
heute häufig in zwei nicht-
systematische Gruppen unterteilt,
die sogenannten
Großschmetterlinge
(Macrolepidoptera) und die
sogenannten Kleinschmetterlinge
(Microlepidoptera).
Großschmetterlinge sind in Deutschland mit vielen Arten
vertreten, gut zu bestimmen und nachzuweisen. Die
verschiedenen Arten haben unterschiedliche ökologische
Ansprüche, weshalb sie vielfältige Änderungen im Ökosystem
anzeigen können. Schmetterlinge sind bereits seit längerer Zeit
Gegenstand der Umweltbeobachtung, daher ist das Wissen
über Faunistik, Ökologie und Gefährdungssituation der
einzelnen Arten relativ umfangreich. Durch die hohe Mobilität
der adulten Falter (Imagines), die vergleichsweise immobilen
Eier, Raupen und Puppen (Präimaginalstadien) und die oft
komplexen Habitatansprüche bilden sie räumlich-funktionale
Eigenschaften der Umwelt auf unterschiedlichen
Maßstabsebenen ab und sind daher sowohl für eine
Bewertung auf Landschaftsebene als auch auf lokaler Ebene
gut geeignet.
Ein Schmetterlingsmonitoring kann z. B. langjährige
Populationstrends aufdecken, aber auch negative
Bestandsentwicklungen einzelner Fokusarten erfassen und
nachweisen. Insbesondere Änderungen von
Bewirtschaftungsmaßnahmen werden oft (auch) durch
Auswirkungen auf die Schmetterlingsfauna indiziert. Hierbei
stehen Schmetterlinge als faunistische Schlüsselgruppe meist
auch stellvertretend für weitere Organismengruppen und
zeigen somit die Umweltwirkungen auf weitere Tier- und
Pflanzenarten an.
Rund 3700 Arten von Schmetterlingen gibt es in Deutschland,
darunter – neben einer großen Anzahl an Nachtfaltern und
Kleinschmetterlingen - etwa 180 Tagfalterarten. Nach Auskunft
des Bundesamtes für Naturschutz in Bonn sind mindestens 60
Schmetterlingsarten in Deutschland ausgestorben. 50 % der
weiteren Arten sind vom Aussterben bedroht oder
unterschiedlich stark gefährdet.
Hauptursache für die Bedrohung zahlreicher
Schmetterlingsarten sind der direkte Habitatverlust und die
resultierende Fragmentierung und Isolation durch
Überbauung, intensive Landwirtschaft, Energiegewinnung
(Solarparks, Wasserkraft, Umbruch von Wiesen zu Maisfeldern
zur Biogasgewinnung etc.), Freizeitindustrie
(Flächenvernichtung und -entwertung durch den Tourismus),
intensive Forstwirtschaft mit Einsatz von Pestiziden,
Brachfallen früher extensiv genutzter Lebensräume und
Grundwasserabsenkungen. Der wichtigste Faktor ist jedoch die
EU-geförderte landwirtschaftliche Intensivierung.
Ein weiterer Grund für den Rückgang der Schmetterlinge ist
die schleichende Eutrophierung der Landschaft zum Beispiel
aus der Luft oder von angrenzenden Flächen. Dazu kommt der
mittlerweile um gut 25% erhöhte CO2-Anteil in der Luft, der
das Pflanzenwachstum weiter anregt, da dieser Anteil oftmals
der Minimumfaktor ist/war.
Zusammen mit zunehmender Isolation und zunehmend
suboptimalen Standortbedingungen wirken sich auch
klimatische Änderungen und Extreme aus. Während die
Verlierer des Klimawandels (z.B. kontinentale Arten,
Bergbewohner, Eiszeitrelikte) zunehmend zurückgehen und
sich teilweise in höhere Lagen zurückziehen, gibt es aber auch
Arten, die ihr Verbreitungsgebiet nach Norden und in die Höhe
ausdehnen können bzw. häufiger werden.
Für nachtaktive Schmetterlinge ist auch die zunehmende Zahl
der Lichtquellen im Siedlungsbereich eine Gefahr. Wie viele
andere Insekten werden sie von den Lichtern der
Straßenlaternen, Brückenpfeilern oder Leuchtreklamen
angezogen. Die Insekten verirren sich, finden nicht mehr aus
dem künstlichen Lebensraum, sterben an Erschöpfung oder
werden am nächsten Tag von Vögeln gefressen.
Für einen guten Erhaltungszustand einer Schmetterlingsart
reicht es nicht aus, dass etwa die Raupennahrungspflanze in
ausreichender Menge an einem Standort vorkommt. Wichtig
sind vielmehr auch der Zustand der Pflanze
(Nährstoffbedingungen, Wuchsform), die mikroklimatischen
Verhältnisse, die mechanischen Bedingungen (Mahd,
Beweidung, Tritt etc.) sowie das Vorhandensein weiterer, etwa
für andere Entwicklungsstadien notwendiger Requisiten (z.B.
Faltersaugpflanzen). Dazu kommen Faktoren wie Flächengröße
und Isolationsgrad des Fundortes, beides wichtige Kenngrößen
für die langfristige Überlebensfähigkeit der Population.
Erfassungsmethodiken
Sichtbeobachtung/Kescherfang
Seit Jahrzehnten wird die Transektkartierung in der
Vogelkunde eingesetzt, seit einiger Zeit hilft sie auch
lnsektenkundlern, Bestandsentwicklungen zu kontrollieren.
Die Erfassung der Tagfalter und Widderchen, die zu den
tagfliegenden Nachtfaltern gehören, wird zunächst durch
Sichtbeobachtungen in vorher festgelegten Abschnitten
durchgeführt.
Arten, die nicht eindeutig aus der Entfernung zu bestimmen
sind, müssen mittels Handkescher gefangen, vor Ort bestimmt
und wieder frei gelassen werden. Einige Arten sind allerdings
eindeutig nur genitalanalytisch zu trennen.
Raupensuche
Viele Arten lassen sich durch die
Suche der Raupen nachweisen.
Auch wenn bei den Nachtfaltern mit
dem Lichtfang die meisten Arten in
kürzester Zeit erfasst werden,
können mit dieser Methode nicht
alle Arten gleich gut an einem
Standort erfasst werden. Hier sollte
ergänzend nach den Raupen
gesucht werden, zumal damit auch
die Bodenständigkeit der Art
festgestellt werden kann.
Die meisten Raupen leben versteckt in der Vegetation und
entziehen sich damit einer direkten Beobachtung. Es sollte
daher bei der Suche stets auf Fraßspuren geachtet werden, die
auf Raupen hindeuten können, aber natürlich auch von
anderen Insekten stammen können. Kenntnisse zur
Lebensweise der gesuchten Art sind hier entscheidend.
Sollen Raupen an Gehölzen erfasst werden, ist die
Verwendung eines Klopfschirmes eine sehr gute Methode.
Dieser wird unter die Äste gehalten und durch mehrmalige
Schlagen auf diese lassen sich die Raupen fallen und können
bestimmt oder für eine anschließende Zucht eingesammelt
werden.
Andere Raupen wiederum sitzen auffällig an der Futterpflanze
und können so leicht gefunden werden. Bei Arten z.B. dem
Segelfalter können halbquantitative Daten gut über diese
Raupenstadien gewonnen werden. Bei einigen Scheckenfaltern
sind Raupennester flächenbezogen zu erfassen.
Eisuche
Analog zur Raupensuche
können auf feststehenden
Zählflächen halbquantitative
Daten erhoben werden. Zur
Erfassung des Großen
Feuerfalters eignet sich eine Ei-
Erfassung zum Beispiel sehr gut. Hier können Zählflächen
eingerichtet werden, auf denen die vorhandenen Eier pro
Fläche notiert werden. Der Kartierzeitpunkt sollte im letzten
Drittel der Flugphase der Imagines liegen.
Auch während der Wintermonate können einige
Schmetterlingsarten erfasst werden. So lässt sich der
Nierenfleck sogar zielsicherer im Winter anhand der Eier
nachweisen.
Köderfang
Viele Schmetterlinge lassen sich leicht mit Ködern anlocken,
welche vor allem im Frühjahr und Herbst eine geeignete
Methode zur Erfassung nachtaktiver Schmetterlinge darstellen.
Als Köder können Wein mit Zucker gemischt oder auch ein
Bier-Honig-Gemisch verwendet werden, welches in die
Dämmerung auf die Bäume eines Waldrandes aufgetragen
werden. Möglich ist auch das Tränken von Lappen, die mittels
einer Leine aufgespannt werden. Nach Einbruch der
Dunkelheit werden die Stämme/Lappen mit einer
Taschenlampe abgeleuchtet und die saugenden Falter können
bestimmt werden.
Lichtfang
Auf diese Nachweismethode wird auf unsere Webseite unter
dem Reiter „Methodik“ genauer eingegangen.
Schmetterlinge